Befreit den Puma! – Erstflug Schützenpanzer in A400M

Heute feierte die Bundeswehr den ersten Lufttransport eines Schützenpanzer Puma in einer A400M. So unbedeutend diese Meldung auch scheinen mag, der gesamte Vorgang bis zu diesem Ergebnis – und im Grunde auch das Ergebnis selber – zeigt so deutlich wie selten die Probleme der militärischen Beschaffung in Deutschland auf.

Auf einer Bahn aus Holzplatten gelangt der Puma in das Innere der A400M. Damit der Schützenpanzer durch die Ladeluke passt, werden Komponenten an der Außenhülle provisorisch entfernt und später wieder montiert.
Auf einer Bahn aus Holzplatten gelangt der Puma in das Innere der A400M. Damit der Schützenpanzer durch die Ladeluke passt, werden Komponenten an der Außenhülle provisorisch entfernt und später wieder montiert.
Foto Bundeswehr/Julia Dahlmann

Wenn ein bürokratischer Prozess läuft, dann läuft er. Dann hält ihn niemand mehr auf. Dann sind Fehler nicht mehr auszugleichen und Nachsteuerungen nicht mehr möglich. Sollte es jemals einen Preis für Prozesstreue geben, Deutschland hätte ihn mit der Bundeswehr ehrlich verdient. Und so sehr der Verteidigungsminister und sein Generalinspekteur die Ausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung predigen mögen, im Hintergrund laufen weiterhin jene Prozesse, die deutlich vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine begannen und weiterhin zur Ausrichtung auf Auslandseinsätze gehören. Der Puma im A400M ist ein solcher Prozess.

Je komplexer, desto teurer

Ein Puma ist ein nützliches Fahrzeug. Ein Alleskönner. Er musste auch alles können, weil so wenige neue Schützenpanzer bestellt wurden, dass in jedem dieser seltenen Fahrzeuge alle als notwendig empfundenen Funktionen abgebildet werden. Er ist Aufklärungs-, Transport- und Kampfmittel, Kommunikationsknotenpunkt und Führungsfahrzeug. Und natürlich in einer A400M transportierbar, damit die wertvollen Puma auch einzeln bis nach Afghanistan fliegen können.

So zumindest die Forderungen, die zu einem teuren High-Tech-Produkt führten, das zum einen in der Welt seinesgleichen sucht, zum anderen aber auch dank der Bundeswehrforderungen knapp am Scheitern agierte. Besonders die Forderung nach der Transportierfähigkeit in einer A400M brachte das System an seine Grenzen. Die Gewichtsbegrenzung hierfür ließ sich mit dem geforderten Schutzniveau kaum vereinbaren, weshalb zusätzliche Schutzmodule existieren, die extra zu transportieren sind und dann vor Ort angesetzt werden.

Die Ausmaße des Transportraums der A400M sorgte für weitere, deutlich spürbare Beschränkungen. Die Industrie musste um jeden Zentimeter kämpfen, um die gesammelten gewünschten Funktionen – plus die zur Bedienung notwendigen Menschen – in diesen begrenzten Raum zu pressen.

Das Ergebnis ist der Schützenpanzer Puma, der eigentlich ein wirklich herausragendes Produkt ist, wenn man die ganzen Wünsche und Beschränkungen bedenkt. Doch gleichzeitig sind solche Lösungen am Rande des Machbaren natürlich deutlich teurer, brauchen in der Produktion länger und stellen die Bediener dank der Vielfalt an Funktionen durchaus vor Herausforderungen.

Der Schützenpanzer, der fliegen kann

Da die Forderung nach dem Lufttransport in einer A400M das gesamte System so zum Nachteil der Bundeswehr veränderte, wäre eigentlich zu erwarten, dass es eine überaus wichtige Forderung ist, die dementsprechend oft gebraucht würde. Ist sie aber anscheinend nicht. Alle Auslandseinsätze kamen augenscheinlich ohne Puma in einer A400M aus, sonst hätte nicht jetzt erst der erste Versuch stattgefunden.

Für die Landes- und Bündnisverteidigung ist der Transport der Schützenpanzer in den aktuell 48 vorhandenen Flugzeugen zudem kaum von Relevanz, da die Kampfpanzer, die normalerweise im Team mit den Schützenpanzern agieren, sowieso über Schiff oder Schiene verlegt werden müssten.

Doch statt die notwendigen Konsequenzen zu ziehen und den Puma von seinen Einschränkungen zu befreien, um ihm zumindest die Chance auf eine Zukunftsfähigkeit zu geben, wird die Ausrichtung auf den Auslandseinsatz konsequent weitergeführt.

Nun konnte der deutsche Schützenpanzer also erstmals in einer A400M transportiert werden. „Die modulare Panzerung ermöglicht es, das Gewicht sowie die Außenmaße des Panzers an den A400M anzupassen. Erst dann kann die Verladung beginnen“, berichtet die Bundeswehr ohne zu erwähnen, dass eine modulare Panzerung deutlich schwieriger und teurer herzustellen ist, als wenn sie von Anfang an – oder im Rahmen einer späteren Modernisierung – im Fahrzeug integriert ist.

Wie ein befreiter Puma aussieht, das hat übrigens Rheinmetall mit seinem Schützenpanzer Lynx bewiesen. Dieser basierte auf den Erkenntnissen der Puma-Entwicklung, jedoch ohne die Beschränkung der Transportierbarkeit in einer A400M. Ein modulares Erfolgsmodell, das mittlerweile in mehreren europäischen Staaten in der Beschaffung ist.

Doch ein deutscher Schützenpanzer muss fliegen können – und diese Fähigkeit hat der Puma heute bewiesen. So kann auch die Bundeswehr melden: „Beim äußeren Anblick könnte man meinen, das Flugzeug hätte nichts geladen. Beeindruckend. Nach der Landung steht fest: Ja, der Puma kann fliegen!“

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A400MPUMASchützenpanzer
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