Immer wieder muss die Bundeswehr mit ihren Vorbildern aus der deutschen Geschichte hadern, die als Namensgeber für Kasernen den dort stationierten Soldaten Beispiele für Tugend, Tapferkeit oder besonders strategisches Geschick sein sollen. Hindenburg entspricht nicht diesem Ideal und sollte nicht als Vorbild dienen, so der aktuelle Beschluss aus dem BMVg. Vielmehr wird nun eine Soldatin Namensgeberin, die im preußischen Heer in mehreren Schlachten gegen die Truppen Napoleons kämpfte.
Friederike Krüger arbeitete als Dienstmädchen, sollte Schneider werden. Doch als die Rekrutierer im Jahr 1813 Soldaten für den Kampf gegen Napoleon anwarben, nähte sie sich Männerkleider und trat als August Krüger in die preußische Armee ein. Sie kämpfte tapfer, sie wurde verwundet und als sie nach dem Sieg über Napoleon aus der Armee ausschied, erhielt sie wegen ihrer Verdienste durch Preußen und Mecklenburg-Strelitz eine angemessen Pension.
Krüger diente also über ein Jahrhundert, bevor die erste Regierung der Bundesrepublik Deutschland befand, dass eine Soldatin nicht dem Rollenbild von Frauen gezieme und der Dienst mit Waffe in der Bundeswehr deshalb verboten sei. Um den Gedanken der Gleichberechtigung zu Ende zu führen: Die Nationale Volksarmee (NVA) hatte Frauen in den bewaffneten Teilstreitkräften, gegen Ende der DDR etwa 2.000, die nach der Wiedervereinigung entlassen wurden. Weil eine kämpfende Frau auch 1989 noch keinen Rückhalt in dem überwiegend männlich besetzten Bundestag – der Frauenanteil lag bei 15 Prozent – fand. Da war es einfacher die NVA-Soldatinnen zu entlassen, statt die Auslegung des Gesetzes zum Dienst von Frauen in der Bundeswehr zu ändern.
Preußen war hingegen flexibler. Eigentlich sollten auch in der preußischen Armee nur Männer kämpfen, aber es gab Ausnahmen. Nach der Entdeckung wurde ihre bisherige Tapferkeit im Angesicht des Feindes höher bewertet als ihr Geschlecht und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen genehmigte ihr persönlich, weiter im preußischen Heer als Soldatin und unter ihrem richtigen Namen dienen zu dürfen. Vorher hatte sie sich August Krüger genannt, nun blieb sie als Friederike Krüger und kämpfte gegen die napoleonischen Truppen unter anderem in der Schlacht bei Großbeeren und der Schlacht bei Dennewitz. Sie wurde für ihre Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem russischen Orden des St. Georg ausgezeichnet. Später wurden der preußische König und der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz Paten ihrer Kinder.
Mit dem für den 10. September geplanten Namenswechsels von der Hindenburg-Kaserne in die Unteroffizier-Friederike-Krüger-Kaserne wird also einer Frau gedacht, die nicht nur für Tapferkeit steht, sondern auch für den besonderen Mut all jener Frauen, die ihr Rollenschicksal nicht annahmen und stattdessen den Weg zur Gleichberechtigung einschlugen – trotz aller damit verbundenen Risiken. Schließlich hätte der preußische König nach der Entdeckung ihres Geschlechts auch anders reagieren können, so wie die Bundesregierung 1989 anders reagiert hatte.
Doch nun ehrt die Bundeswehr eine Soldatin, die mit ihrem Mut, ihrer Tapferkeit und dem Willen, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, tatsächlich ein würdiges Vorbild für all jene Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist, die in der Unteroffizier-Friederike-Krüger-Kaserne in Zukunft ihren Dienst leisten werden.
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