Frankreichs neue Mega-Fregatte – Amiral Ronarc’h sticht in See

Die französische Marine konnte gestern ihre erste Fregatte der neuen FDI-Klasse übernehmen. Die Amiral Ronarc’h verlies gestern ihre Werft Lorient und steuerte ihren neuen Heimathafen Brest an. Hier – im äußersten Nordwesten Frankreichs – befindet sich der wichtigste Atlantikhafen der französischen Marine.

Frankreich hat seit gestern eine neue Fregatte: die Amiral Ronarc’h.
Frankreich hat seit gestern eine neue Fregatte: die Amiral Ronarc’h.
Foto: Naval Group

Frankreich hat gestern den bedeutenden Schritt vollzogen: Die Amiral Ronarc’h, die erste Fregatte der neu entwickelten FDI-Klasse der Naval Group, wurde feierlich der Marine übergeben. Sie verließ Lorient mit Kanonenschüssen, um wenige Kilometer nördlich ihren Heimathafen Brest zu beziehen. Damit beginnt der Prozess der Indienststellung, welcher voraussichtlich im Oktober abgeschlossen sein wird.

Die neue FDI-Fregatte markiert eine neue Ära. Sie ist das Musterexemplar ihrer Klasse – der „Frégate de Défense et d’Intervention“ (zu Deutsch: Fregatte für Verteidigung und Einsatz). Das Schiff wurde konzipiert, um moderne Bedrohungen zu bewältigen, wobei es nach Angaben des Herstellers insbesondere auf einen hohen Grad der Digitalisierung und Cybersicherheit ankommt.

FDI-Fregatte im Fokus – Technische Details & Besonderheiten

Die neuen Schiffe der FDI-Klasse verfügen über eine Verdrängung von rund 4.500 Tonnen, sind ca. 122 Meter lang, etwa 17,7 Meter breit und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 27 Knoten.

Die Schiffe verfügten über eine Reichweite, die mehrere tausend Seemeilen bei Marschgeschwindigkeit ermöglichen, und eine Autonomie von etwa 45 Tagen auf See. Damit ist die FDI-Klasse für längere Einsätze in maritimen Krisenregionen von gewappnet – für Einsatzszenarien in der Nordsee und im Atlantik kommt es allerdings mehr auf ihre Ausrüstung und Bewaffnung an.

Diese sei modern und vielseitig, sagt die Naval Group. Zur Bewaffnung gehören beispielsweise zwei Starter für ASTER-15- und ASTER-30-Flugkörper für die Luftverteidigung und Torpedorohre für MU90 Torpedos. Mit dieser Bewaffnung sollen die neuen Fregatten für Frankreich sowohl die Aufgabe einer Flugabwehr als auch der U-Boot-Bekämpfung übernehmen.

Bewaffnung der FDI-Klasse – Amiral Ronarc’h

  • Flugabwehr: Starter für 16 ASTER-15/30 Boden-Luft-Raketen (in 2 Sylver VLS-Zellen)
  • Seezielflugkörper: Starter für 8 MM40 Exocet Block 3C Seezielflugkörper
  • Torpedos: 2 × Zweifachtorpedorohre für MU90 Torpedos
  • Hauptgeschütz: 76-mm Super Rapid Kanone
  • Nahbereichsverteidigung / Sekundärbewaffnung:
    • 2 × 20-mm Narwhal-Remote Weapon Stations
    • Optionale CIWS-Integration (z. B. 30-mm-Systeme oder Laser in Zukunft)

In der Sensorik stechen hervor: der feste, aktive Phased-Array-Radar Sea Fire von Thales sowie ein Sonarensemble (Bugsonar plus Schleppsonar) und eine digitale Plattform, die mit virtuellen Rechenzentren an Bord operiert und auf Cybersicherheit ausgelegt ist.

Bild vom Bau der neuen französischen Fregatte on Lorient – gut zu sehen ist der umgekehrte Bug.
Bild vom Bau der neuen französischen Fregatte on Lorient – gut zu sehen ist der umgekehrte Bug.
Foto: Naval Group

Ebenso bemerkenswert ist der Einsatz einer inversen Bugform („étrave inversée“), die das Schiff bei rauer See stabiler macht und die Struktur weniger belastet.

Technische Daten der Amiral Ronarc’h im Überblick

  • Verdrängung: ca. 4.500 Tonnen
  • Länge: 122 m
  • Breite: 17,7 m
  • Tiefgang: 6,4 m
  • Antrieb: CODAD (Combined Diesel And Diesel
  • Geschwindigkeit: bis zu 27 Knoten (50 km/h)
  • Reichweite: über 5.000 Seemeilen (Marschgeschwindigkeit)
  • Autonomie: 45 Tage auf See
  • Besatzung: 128 Kerncrew plus 28 (Spezialkräfte, zusätzliche Missionsteams etc.)
  • Bordhubschrauber: NH90
  • Radar & Sensorik:
    • Thales Sea Fire AESA-Radar
    • Schleppsonar und Bugsonar für U-Boot-Jagd

Die neuen Fregatten in Frankreichs Marine

Die Bestellung der FDI-Klasse nahm ihren Ursprung im französischen Weißbuch von 2013. Hierin empfohlen – noch mit Fokus auf internationale Einsätze – wurden fünf neue Fregatten, welche die bestehenden acht FREMMs der Aquitaine-Klasse und die zwei FDA-Fregatten (Flugabwehrzerstörer) der Horizon-Klasse ergänzen sollten.

Sie ist die erste von 5 neuen Fregatten der FDI-Klasse für Frankreich.
Sie ist die erste von 5 neuen Fregatten der FDI-Klasse für Frankreich.
Foto: Französische Marine

Die Namen der fünf Fregatten spiegeln eine Ehrung von Admirälen des 20. Jahrhunderts wider: Amiral Ronarc’h, Louzeau, Castex, Nomy und Cabanier. Geliefert werden sollen die Schiffe von 2025 bis 2032. Wobei die jetzt erfolgte Übergabe der Amiral Ronarc’h als erste Einheit im Zeitplan liegt. Die Amiral Louzeau soll 2027 folgen.

Weitere Nutzerstaaten

Nicht nur Frankreich beschafft die FDI-Fregatten der Naval Group: Auch Griechenland hat Fregatten dieses Typs unter der Bezeichnung FDI HN – Hellenic Navy bestellt. Die baugleichen Fregatten für Griechenland sind jedoch stärker bewaffnet: Sie verfügen nicht über zwei, sondern über vier Senkrechtstarter vom Sylver A50 VLS, verdoppeln also die Kapazitäten auf 32 Aster-Flugkörper. Auch die französischen Fregatten sollen später auf diese Kapazität hochgerüstet werden.

Zudem erhalten die vier bestellten griechischen Schiffe der FDI-Klasse RAM-Block 2B-Werfer. Beim Bordhubschrauber setzt das Land an der Ägäis auf den Sikorsky MH-60R Seahawk.

Als weitere potenzielle Nutzer für die FDI-Klasse gelten Schweden und Indonesien. Auf den DALO Industry Days zeigte die Naval Group auch eine angepasste Version für die Königlich Dänische Marine.

Die gestern erfolgte Übergabe der Fregatte Amiral Ronarc’h an die französische Marine.
Die gestern erfolgte Übergabe der Fregatte Amiral Ronarc’h an die französische Marine.
Foto: Französische Marine

Die gestern erfolgte Übergabe der Amiral Ronarc’h bedeutet nicht nur eine technologische Modernisierung, sondern verschiebt auch den Fokus der französischen Marine hin zu digitaler Kampfführung, höherer Flexibilität und größerer Autonomie bei Einsätzen.

Allerdings zeigt sich auch bei diesem – gerade erst angelaufenen Projekt ­– dass der Fokus der Fregatten noch auf weltweiten Einsätzen liegt. Sollte es zu einem Krieg im Atlantik kommen, könnten andere Fähigkeiten gefragt sein. Andererseits tritt Frankreich traditionell als globaler Player auf. So könnten französische Fregatten eines Tages auch bei der Verteidigung Taiwans im Indopazifik eine Rolle spielen.

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Verwendete Schlagwörter

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