Auf der Rü.Net 2025 zeigte Diehl Defence den Launcher für sein einsatzbewährtes IRIS-T SLM in Lebensgröße. Thema auf der Konferenz in Koblenz war auch die durch IRIS-T SLX zu erwartende Reichweitensteigerung. Zusätzlich stellte Diehl Defence verschiedene Drohnenabwehrlösungen und die Idee eines Coastal Defense Launchers vor.
„Viele Besucher kommen zu uns an den Stand, weil sie hier das aus den Nachrichten bekannte System einmal in voller Größe sehen können“, erklärte ein Mitarbeiter von Diehl Defence. Die neue Farbgebung sei dabei nicht für eine spezielle Einsatzumgebung gedacht, sondern lediglich als auf dem Diehl-Grau basierender Eyecatcher.
IRIS-T SLM – Bewährte Mittelstrecken-Luftverteidigung
Das bodengebundene Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM (Surface Launched Medium Range) basiert auf dem ursprünglichen Luft-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T, der bereits seit vielen Jahren von Kampfjets verwendet wird.
In der Variante IRIS-T SLS (Surface Launched Short Range) bedient das Luftverteidigungssystem Reichweiten bis 25 Kilometern, in der SLM-Variante bis etwa 40 km.
Als Einsatzhöhe gibt Diehl Defence bis zu 20 km an, in denen Schutz gegen Flugzeuge, Drohnen, Marschflugkörper und Hubschrauber gewährt werden soll. Seit der Einsatzbereitschaft im Jahr 2022 hat sich das System unter realen Bedingungen im Ukraine-Konflikt mehrfach bewähren können.
Technologisch integriert das System drei Komponenten: Radarsensorik, Feuerleitstand und Startgeräte, die jeweils auf Fahrzeugen montiert sind und sich deshalb auch schnell verlegen lassen. Die Auslieferung der ersten Feuereinheiten an die Bundeswehr erfolgte im vergangenen Jahr.
IRIS-T SLX – Mittelstrecken-Technologie mit erweitertem Potential
Als Weiterentwicklung des SLM baut Diehl Defence derzeit mit IRIS-T SLX (Surface Launched Extended Range) die Reichweite deutlich aus. Mit einer Zielreichweite bis zu 100 km und Abdeckung in bis zu 30 km Höhe.
Nach Angaben eines Diehl-Mitarbeiters gehe es um den „Schulterschluss“ mit bisherigen Luftverteidigungssystemen. Reichweiten, die mit Patriot (bis 300 km) vergleichbar sind, plant Diehl Defence derzeit nicht.
Das Unternehmen sieht lediglich eine Lücke zwischen Patriot und IRIS-T SLM, die es mit der Extended-Version schließen will. Im Idealfall sollen die Versionen SLM und SLX dann auch im selben Launcher untergebracht und je nach Bedarf eingesetzt werden.
Auch wenn es auf der RüNet vereinzelt Thema war, wird IRIS-T kein deutscher Ersatz für die amerikanischen Patriot-Systeme darstellen. Zudem visieren die Systeme unterschiedliche Ziele an – während Patriot prädestiniert für die Abwehr ballistischer Raketen ist, bietet sich IRIS-T für das Abfangen von Marschflugkörpern an. Grundsätzlich können auch Drohnen wie die iranische Shahed abgeschossen werden, doch hier stimmt häufig das Kostenverhältnis nicht.
Guardion for GBAD
Doch auch hier hat Diehl Defence seit rund einem Jahr ein marktverfügbares System im Portfolio. Mit dem Guardion for GBAD steht ein ebenfalls auf Lkw montiertes C-UAS-System zur Verfügung. Das System kann optional auf zu den Elementen von IRIS-T beschafft werden und soll hier insbesondere das Radar vor Angriffen durch kleinere Drohnen schützen.
Der Guardion – eine gemeinsame Entwicklung mit ESG und Rohde & Schwarz – verfügt über einen Hornstrahler, der elektromagnetische Impulse verschießt. Diese High-Power Electro-Magnetics (HPEM) jammen jene Drohnen, die über eine Funkverbindung gesteuert werden, sodass diese abstürzen. Das System Guardion gibt es auch in kleineren Versionen, bei denen Radar und HPEM-Hornstrahler auf zwei Fahrzeugen montiert werden.
Eine weitere Art, Drohnen vom Himmel zu holen, besteht mit der bereits vorgestellten CICADA von Diehl Defence. Diese Abfangdrohne kann sowohl mit einem Netz als auch mit einer Sprengladung versehen werden, um eine physische Drohnenabwehr zu ermöglichen. Die CICADA wird derzeit von einem Launcher in verschiedenen Größen (Einzel für Infanteristen bis mehrfach für Fahrzeuge) gestartet.
Ziel von Diehl Defence ist, den Launcher direkt in die bestehenden Komponenten des IRIS-T SL-Systems zu integrieren, um dieses vor Angriffen durch Drohnen zu schützen. Mit einer Integration in drei bis vier Jahren muss dabei gerechnet werden, so ein Diehl-Mitarbeiter.
Coastal Defense Launcher – Zukunftsidee für den Küstenschutz
Ergänzend zu den markverfügbaren Systemen präsentierte Diehl Defence auf der Rü.Net auch eine neue Idee, bei der es bereits erste Kontakte zu möglichen Nutzern gibt. Der Coastal Defense Launcher soll Korvetten in der Ostsee entlasten.
Im Kern geht es bei dieser Konzeptidee darum, den schweren Antischiffsflugkörper RBS15 (eine Entwicklung von Saab) auch von Land aus nutzbar zu machen. In der Version RBS15 Mk3 (Saab und Diehl Defence) ist der von Korvetten verschossene Flugkörper landzielfähig.
Durch die Nutzung eines landbasierten Launchers will Diehl Defence den RBS15 für eine flexible Küstenverteidigung verfügbar machen, die schnell eingerichtet und mobil einsetzbar ist.
Die Reichweite der im Launcher genutzten RBS15 soll auch in der landbasierten Version mindestens 200 km betragen. Die Geschwindigkeit des Antischifflenkflugkörpers wird mit Mach 0,9 angegeben, das Gewicht des Sprengkopfes mit 200 Kilogramm.
Diehl Defence präsentierte sich auf der Rü.Net 2025 als Anbieter eines umfassenden Spektrums moderner Waffensysteme – vom praxiserprobten IRIS-T SLM über die reichweitenstarke IRIS-T SLX bis hin zur neuen Coastal-Defense-Lösung. Zudem standen die Mitarbeitenden am Stand mit Freude Rede und Antwort – sofern sie die an sie gestellten Fragen beantworten durften.
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