Militärisch geht es viel um Fähigkeiten. Gefragt ist, was andere nicht können. Eine solche Fähigkeit, die Fliegen und Tauchen kombiniert, präsentierten die Unternehmen INFINTEQ aus Mülheim an der Ruhr und EvoLogics aus Berlin jetzt den Besuchern der RüNet 2025. Das unbemannte VTOL Sea Eagle verbringt die Unterwasserdrohne Quadrion in praktisch jedes Gewässer – ganz ohne Land- oder Seezugang. Doch in Koblenz gab es noch mehr zu sehen.
Man denke stets von möglichen Einsatzszenarien her, erklärte ein Vertreter von INFINTEQ mit militärischem Background gegenüber Defence Network. So gehe es auch bei der in Koblenz gezeigten Kooperation mit EvoLogics darum, potenziellen Kunden eine nützliche Fähigkeit anzubieten: Fliegen und Tauchen mit unbemannten Systemen.
Die beiden Unternehmen mit Ukraine-Erfahrung demonstrierten die Integration eines unbemannten senkrecht startenden und landenden Luftfahrzeugs (VTOL) mit einer Unterwasserdrohne. Dieses Zusammenspiel ermöglicht es erstmals, eine autonome Unterwasserdrohne direkt aus der Luft in ein Gewässer einzubringen. Bisher wurden solche Systeme nur von Booten oder von Land aus eingebracht.
Missionen in abgelegenen Regionen, schwer zugänglichen Binnengewässern oder sensiblen Küstenabschnitten lassen sich durch diese Kombination flexibler und schneller umsetzen.
Sea Eagle – die Luftkomponente
Das unbemannte Luftfahrzeug Sea Eagle von INFINTEQ bildet die Trägerplattform. Als VTOL-Drohne ist es in der Lage, sowohl senkrecht zu starten als auch präzise über einem Einsatzgebiet zu schweben. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um die Unterwasserdrohne exakt an der gewünschten Stelle abzusetzen.
Technische Daten: Sea Eagle (VTOL-Drohne von INFINTEQ)
- Spannweite: 8 m
- Länge: 3,5 m
- Höhe: 1 m
- Max. Abfluggewicht: 200 kg
- Nutzlast: bis 50 kg
- Nutzlastraum: 120 x 60 x 40 cm
- Antrieb: Hybrid
- Tankvolumen: 40 l (optionaler 40 l Zusatztank)
- Flugdauer: (je nach Nutzlast) 12-24 h
- Reichweite: über 1.800 bis 3.600 km
- Dienstgipfelhöhe 5.000 m
- Besonderheiten: präzises Schweben über Zielgebiet, robustes Design, Möglichkeit der Nutzung als Kommunikations-Relais
Besonders hervorzuheben ist die Fähigkeit des Sea Eagle, als Knotenpunkt für Datenkommunikation zu dienen. Sobald die Quadroin im Wasser arbeitet, kann der Sea Eagle als Relais zwischen den Systemen am Boden und dem Unterwasserfahrzeug agieren. So entsteht ein durchgängiger Informationsfluss – ein Schlüsselelement für den erfolgreichen kombinierten Betrieb beim Fliegen und Tauchen.
Dazu kommt, dass das VTOL auch andere Missionen übernehmen kann. Laut Mitarbeiter von INFINTEQ dauert der Aus- und Einbau von Nutzlasten nur fünf bis zehn Minuten, sodass dass der Sea Eagle in kurzer Zeit von einer Aufklärungs- in eine Wirkmission umgerüstet werden kann.
Quadroin – die Unterwasserdrohne
Bei der auf der RüNet gezeigten Kombination ging es jedoch um die Verbringung der Unterwasserdrohne Quadroin. Diese ist ein bereits im vergangenen Jahr vorgestelltes AUV, das durch seine pinguinähnliche Form auffällt. Das bionische Design sorgt nicht nur für hohe Effizienz unter Wasser, sondern auch für bemerkenswerte Geschwindigkeit und Wendigkeit.
Technische Daten: Quadroin (Unterwasserdrohne von EvoLogics)
- Länge: 1,12 m
- Durchmesser: 0,30 m
- Gewicht: unter 25 kg
- Maximale Geschwindigkeit: bis 10 Knoten (ca. 5 m/s)
- Tauchtiefe: bis 150 m
- Ausdauer: über 10 Stunden bei reduzierter Geschwindigkeit
- Energieversorgung: Li-Ion-Batterie, Ladezeit ca. 6 Stunden
- Antrieb: vier horizontale Schubdüsen in X-Konfiguration
- Nutzlast: ca. 3 kg für Sensoren, Kameras oder Sonar
- Kommunikation & Navigation: akustisches Unterwassermodem, Wi-Fi, GNSS
- Besondere Merkmale: bionisches Design für hohe Effizienz und Wendigkeit, KI-gestützte Missionsplanung, Hindernisvermeidung
Mit kompakten Abmessungen und geringem Gewicht ist die Quadroin ideal, um aus der Luft transportiert und ins Wasser eingesetzt zu werden. Technisch will die Drohne durch moderne Sensorik überzeugen, darunter Kameras und Sonarsysteme für Überwachungs-, Kartierungs- und Forschungsmissionen.
Dank einer flexiblen Nutzlastkapazität bis zu drei Kilogramm lassen sich verschiedene Sensoren und Instrumente für individuelle Einsatzzwecke im Bereich Unterwassertechnologie integrieren.
Was es zum Thema Fliegen und Tauchen noch zu sehen gab
Der gemeinsame Messeauftritt von EvoLogics und INFINTEQ beschränkte sich nicht nur auf das Zusammenspiel von Sea Eagle und Quadroin und der Fähigkeit, Fliegen und Tauchen zu können. Mit der Gull One stellten die Mülheimer zudem ein weiteres Drohnensystem vor, das derzeit auf der NATO-Drohnenübung REPMUS (Robotic Experimentation and Prototyping with Maritime Unmanned Systems) in Protugal getestet wird.
Die Gull One ist kleiner als der Sea Eagle, dafür allerdings auch in einer rein elektrischen Version verfügbar. Zudem transportiert sie nur eine Nutzlast von bis zu 10 Kilogramm und verfügt über kürzere Reichweiten.
EvoLogics zeigte informierte auch über den großen Bruder der Quadroin – den Greyshark. Ein gemeinsam mit EuroAtlas entwickeltes System, das wesentlich größer dimensioniert ist. Als Überwasserlösung zeigte EvoLogics den Sonobot.
Software is the key – Auf die Kommunikation kommt es an
Mit ihrer Präsentation auf der RüNet 2025 haben EvoLogics und INFINTEQ gezeigt, worauf es in der Drohnentechnologie künftig ankommt. Es geht vor allem auch um die Vernetzung untereinander. Die Fähigkeit, ein Unterwasserfahrzeug aus der Luft in ein Gewässer einzubringen, ist das eine. Wenn die unterschiedlichen Drohnen dann auch autonom miteinander kommunizieren können, ist das andere. Genau das versprechen INFINTEQ und EvoLogics.
Sea Eagle und Quadroin demonstrierten damit auf mehreren Ebenen, dass die Kombination von Luft- und Unterwasserrobotik machbar ist.
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